Aktivprogramm für Katzen 

So fördern Sie die Bewegungsfreude Ihres Stubentigers 

   

Katzen, die draußen leben, verbringen einen großen Teil des Tages mit der Jagd! Sie unternehmen ausgiebige Streifzüge, um Beute auszumachen und haben, je nachdem ob es sich um Mäuse, Vögel, Insekten oder Reptilien handelt, unterschiedliche Fangstrategien, die nicht jedes Mal von Erfolg gekrönt sind. Nahrungsbeschaffung erfordert höchste Konzentration, Reaktionsschnelle und den vollen körperlichen Einsatz.

Im Gegensatz dazu leben unsere Wohnungskatzen wie im Schlaraffenland – aber nur auf den ersten Blick! Sie brauchen sich um nichts zu kümmern. Futter steht den ganzen Tag zur Verfügung. Einzige Abwechslung sind unterschiedliche Geschmacksrichtungen der Fertigfutter und diverse Snacks zwischendurch. Erkundungs- und Jagdverhalten sind nicht mehr gefragt. Die Stubentiger plagt die Langeweile, sie sind frustriert und werden dadurch nicht selten auch aggressiv. Noch dazu bringt das faule Leben immer mehr Speck auf die Rippen.

Mit ein bisschen Fantasie und ohne großen Aufwand können Sie auch Ihrer Wohnungskatze eine artgerechte Nahrungssuche und –aufnahme bieten. Geben Sie Ihrer Katze die Möglichkeit und gönnen Sie ihr den Spaß, sich ihr Futter selbst zu "erbeuten"!

Wenn Ihre Katze bisher freien Zugang zum Futter hatte, dann bekommt sie künftig nur noch zwei winzige Mahlzeiten aus dem Napf - vorzugsweise morgens und abends. Der Rest und damit der größte Teil der Gesamttagesfuttermenge, die in Ihrer Tierarztpraxis speziell für Ihre Katze ermittelt worden ist, muss erbeutet werden:

  • Verstecken Sie kleine Trockenfutterportionen in Ihrer Wohnung und wechseln Sie häufiger die Verstecke. Katzen sind Kletterkünstler und turnen gern auch auf Regalen herum, wenn dort etwas Essbares zu finden ist. 

  • Kleine Plastikbälle mit Loch, durch das gerade ein Bröckchen Trockenfutter passt, eignen sich gut als Futterbehälter. Möchte die Katze fressen, muss sie den Ball und damit auch sich bewegen.

  • Sie können auch Trockenfutterhäppchen wegwerfen und Ihre Katze muss sie fangen. Das ist nicht nur lustig, sondern bringt Ihren Stubentiger richtig auf Trab – fast so wie auf der Jagd!

  • Manche Katzen lieben es und sind sehr ausdauernd, wenn es darum geht, Futter auszupacken. Gut geeignet sind kleine Papiertütchen oder –schachteln, um Futter hineinzugeben. Ihre Katze kann sich als Auspackkünstler betätigen.

  

Bewegung ist der Schlüssel zum "Abspeck"-Erfolg 

  

Nehmen Sie sich täglich etwas Zeit, um mit Ihrer Katze zu spielen. Richten Sie feste Spielzeiten ein von etwa 15 Minuten mindestens einmal pro Tag - bevorzugt abends. 

Spielen soll Spaß machen! Legen Sie deshalb Ihrer Katze Spielzeug nicht einfach vor die Nase, in der Hoffnung, dass sie sich damit beschäftigen wird. Das gefällt keiner Katze! Nehmen Sie sich lieber ein Beispiel daran, wie junge Kätzchen miteinander spielen. Im Spiel werden Sequenzen des Jagdverhaltens geübt und trainiert. Für Sie heißt das, Sie müssen sich in die Lage potentieller Beute Ihrer Katze versetzen! 

Katzen lieben Ping-Pong-Bälle und kleine, bewegliche, knisternde, raschelnde und quiekende Gegenstände aus Fell, Federn, Folie, Plastik, Kork und Gummi. Diese Gegenstände mit Bändern versehen und von Ihnen fantasievoll und möglichst lebensnah eingesetzt, werden die Jagdleidenschaft Ihrer Katze wecken. 

Lassen Sie Ihre Katze nie unbeaufsichtigt mit solchen Spielzeugen. Sie könnte Teile der "Spielbeute" verschlucken oder sich in den Bändern verheddern. 

  • Hervorragend geeignet für Fangspiele sind kleine Angeln mit Gummiband, an dessen Ende eine Spielmaus oder ein Federbüschel befestigt ist. Einige Katzen vollführen die tollsten Luftsprünge, um die Maus oder den Vogel zu fangen. Je geschickter Sie sich bei diesen interaktiven Spielen anstellen, um so mehr werden Sie Ihre Katze aus der Reserve locken. Ein kleiner Tipp: Bedenken Sie, ein Vogel würde nie auf die Katze zufliegen und eine Maus würde ihr auch nicht direkt ins Maul laufen! Spiele müssen möglichst lebensnah mit Deckung und Verstecken gestaltet werden. 

  • Überlassen Sie Ihrer Katze immer wieder mal die Beute, so ist sie hoch motiviert, sich auf das nächste Spiel einzulassen. Jagderfolge sind für unsere Wohnungskatzen so wie das Salz in der Suppe! 

  • Wenn Ihre Katze gern sehr wüst spielt, beenden Sie solche Spiele nie abrupt, denn Frustration und Aggression können die Folge sein. Beenden Sie temperamentvolle Jagdspiele immer allmählich und mit Ruhe.

Sie sehen, es gibt einiges, was Sie für Ihre Katze und mit Ihrer Katze tun können, damit das sehr ernst zu nehmende Gesundheitsrisiko Übergewicht kein Thema ist! 


  

Kastration der Hauskatzen – ein Gebot des Tierschutzes


 

Der Stubentiger ist inzwischen des Deutschen liebstes Heimtier. Mehr als acht Millionen Hauskatzen leben in den Haushalten meist glücklich und zufrieden auf warmen, weichen Schlafplätzen, bei Menschen, die sich um sie kümmern, sie versorgen und mit ihnen spielen. Doch neben diesen acht Millionen streunen unversorgt und häufig infiziert mit tödlichen Erkrankungen noch viele tausend ausgesetzte oder fortgelaufene Katzen und deren Nachkommen durch Städte und Gemeinden.

In Köln beispielsweise schätzt man deren Zahl auf 40.000, in Berlin gar auf mehr als 100.000 – und es kommen immer neue hinzu. Kein Wunder: Kaum 7 Monate alt vermehren sich die Tiere unkontrolliert - auch mit Hauskatzen, deren Besitzer sich der Verantwortung nicht bewusst sind und ihrem unkastrierten Tier Freilauf gewähren. Unerwünschte Katzenwelpen werden dann häufig getötet, einfach ausgesetzt oder gelangen bestenfalls ins Tierheim. Doch die Tierheime sind deutschlandweit schon jetzt hoffnungslos überfüllt und der jährlichen Flut weiterer Katzenbabys nicht mehr gewachsen. Der Mensch steht deshalb in der Pflicht, die unkontrollierte Fortpflanzung zu stoppen. Die Kastration ist dafür das einzige Mittel. Nur so kann Katzenelend beseitigt und der Verbreitung von Erkrankungen vorgebeugt werden.

In Deutschland gibt es zwar bislang noch keine bundesweite Vorgabe, doch wird die Kastrationspflicht zunehmend auf kommunaler Ebene geregelt. 

Grundsätzlich sollten Katzenbesitzer aber die Entscheidung, ob sie ihr Tier kastrieren lassen, nicht von gesetzlichen Vorgaben abhängig machen. Die Fortpflanzungskontrolle ist nämlich nicht der einzige Grund für eine Kastration. Sie dient bei Freiläufern und Wohnungskatzen gleichermaßen auch der Gesundheitsvorsorge. Auf den ersten Blick mag es unverständlich sein, was dieser operative Eingriff damit zu tun hat. Kenntnisse über den Sexualzyklus unserer Samtpfoten und das daraus resultierende Verhalten machen dies aber verständlich.

  

Die Vorteile der Kastration 

  • doppelte so hohe Lebenserwartung wie unkastrierte Katzen 
  • kein ungewollter Nachwuchs, für den man kein Zuhause findet
  • keine Rolligkeitssymptome 
  • keine übelriechenden Markierungen 
  • stärkere Menschenbezogenheit 
  • weniger Aggressionen 
  • geringeres Bedürfnis zu streunen 
  • geringeres Unfallrisiko
  • geringeres Risiko für Infektionen mit FIV ( Katzenaids) oder FeLV (Leukose)
  • geringeres Risiko für hormonelle Erkrankungen 

    

Sexualzyklus und -verhalten 

  

In Abhängigkeit von Jahreszeit, Tageslichtdauer, Gesundheitszustand und Rasse wird die weibliche Katze in der Regel im Alter von etwa sieben bis acht Monaten, Langhaarkatzen häufig erst mit 11 bis 21 Monaten, geschlechtsreif. Verantwortlich dafür sind die Keimdrüsen (Eierstöcke beim weiblichen bzw. Hoden beim männlichen Tier), die Geschlechtshormone produzieren. Bei der Kätzin wird der Zeitraum der Paarungsbereitschaft als „Rolligkeit“ oder „Raunze“ bezeichnet. In diesem Abschnitt des Sexualzyklus findet auch der Eisprung statt, der im Regelfall nur durch den Deckakt ausgelöst wird. Fehlt der Kater, ebbt die Rolligkeit nach mehreren Tagen ab, um etwa drei Wochen später von einer neuen Brunst gefolgt zu werden. War die Katze trächtig wird sie oftmals schon ein bis zwei Wochen nach der Geburt wieder rollig. Grundsätzlich treten pro Jahr mehrere Sexualzyklen und damit Rolligkeiten auf, mit einer Ruhephase von Oktober bis Dezember. Die Zykluspause verlängert sich bei Tageslichtlängen unter 14 Stunden, unter 8 Stunden besteht Geschlechtsruhe. Bei Wohnungskatzen findet durch den Kunstlichteinfluss oftmals keine Zykluspause statt. Mitunter zeigen sie durch Zystenbildung am Eierstock sogar eine „Dauerrolligkeit“, bei der ein Zyklus nahtlos in den anderen übergeht. Dieser Zustand ist für die Katze sehr belastend und erhöht deutlich das Risiko für Erkrankungen der Gebärmutter. Während der Rolligkeit ist die Kätzin sehr unruhig und frisst kaum. Sie schreit für menschliche Ohren beklagenswert und rollt sich fast permanent über den Boden. 

Kater erreichen die Geschlechtsreife etwa im Alter von acht bis zehn Monaten. Beim in der Wohnung gehaltenen Kater bemerkt der Besitzer die einsetzende Geschlechtsreife meist an dem plötzlich intensiv riechenden Urin oder aber er erwischt ihn beim Markieren (Spritzen von Urin) von Einrichtungsgegenständen. Nicht selten treten Dominanzverhalten verbunden mit Aggression gegenüber Menschen auf, wenn der Kater seinen Fortpflanzungstrieb nicht ausleben kann. 

Kater mit Freilaufmöglichkeit beginnen auf der Suche nach paarungsbreiten Kätzinnen, ihren Aktionsradius deutlich auszuweiten und werden zunehmend häufiger in Revier- und Konkurrenzkämpfe verwickelt. 

  

Kastrierte Katzen leben länger 

  

Studien haben belegt, dass die Lebenserwartung bei kastrierten Katzen deutlich höher liegt als bei ihren „intakten“ Artgenossen. Sie leben im Durchschnitt etwa 10 Jahre, während unkastrierte Katzen nur ein durchschnittliches Lebensalter von 5 (Kater) bzw. 6 (Kätzinnen) erreichen. Ursache ist unter anderem das große Infektionsrisiko bei den Revier- und Konkurrenzkämpfe wie auch dem Deckakt. Hierbei werden besonders die Immunschwächekrankheit (Katzen-Aids) und Katzenleukämie übertragen, zwei häufig chronische und fast immer nach einem längeren Leidensweg zum Tode führende Erkrankungen. Aber auch Katzenseuche und –schnupfen können durch den direkten Kontakt übertragen werden. Zudem werden Katzen auf Partnersuche häufiger Opfer von Verkehrsunfällen. 

Durch die Kastration wird die Fortpflanzung und das damit verbundene Verhalten endgültig ausgeschaltet. Kater können kein Sperma mehr produzieren und markieren die Umgebung nicht mehr mit Urin. Weibliche Katzen werden nicht mehr rollig. Das Risiko für Gebärmutterkrankungen und Tumoren am Gesäuge sinkt gegen Null. Alle anderen Verhaltensweisen bleiben erhalten. Die Tiere werden zudem anhänglicher, neigen weniger zum Streunen und werden deshalb seltener Opfer von Verkehrsunfällen und kaum noch in Revierkämpfe verstrickt. 

  

Kater und Kätzin werden kastriert 

  

Nach noch immer gängiger, aber irrtümlicher Meinung vieler Tierbesitzer werden weibliche Tiere sterilisiert, männliche kastriert. Richtig ist jedoch, dass es sich um verschiedene chirurgische Eingriffe handelt. Während bei der Kastration die Keimdrüsen, also die Eierstöcke beim weiblichen und die Hoden beim männlichen Tier entfernt werden, erfolgt bei einer Sterilisation lediglich die Unterbrechung der Samenleiter beim Kater bzw. eine Unterbindung der Eileiter bei der Kätzin. Dadurch wird beim Kater die Abgabe von Sperma zur Befruchtung verhindert, bei der Katzin der Abstieg von Eizellen in die Gebärmutter. Die Tiere sind zwar unfruchtbar, aber der Geschlechtszyklus und die damit verbundenen Aktivitäten bleiben vollständig erhalten. In der tierärztlichen Praxis wird deshalb bei Katzen – weiblichen und männlichen – ausschließlich eine Kastration durchgeführt.

  

Wann sollte kastriert werden? 

  

Einen idealen Zeitpunkt gibt es nicht, wohl aber einen idealen Zeitraum. Für die Psyche und den Geruchssinn von Katzenbesitzern, deren Tiere ausschließlich in der Wohnung leben, sind die ersten Anzeichen der Geschlechtsreife meist Grund genug, die Katzen umgehend kastrieren zu lassen. Soll die Katze Freilauf haben, darf sie das auf keinen Fall unkastriert, denn häufig wird das Einsetzen der Geschlechtsreife erst bemerkt, wenn es bereits zu spät, d. h. die Katze entlaufen oder trächtig ist. Keinesfalls sollte man sich von dem unter Tierbesitzern hartnäckig kursierenden Gerücht beeinflussen lassen, eine Katze könne erst kastriert werden, nachdem sie einmal geworfen habe. Diese Behauptung entbehrt jeglicher medizinischer Grundlage. Kastriert wird üblicherweise spätestens, wenn die Geschlechtsreife erreicht ist, häufig sogar davor (sog. Frühkastration), d. h. in Abhängigkeit von Rasse und Geschlecht im Alter von sechs bis acht Monaten oder auch schon mit acht bis 14 Wochen. Wann die Kastration im Einzelfall durchgeführt werden sollte, bespricht man am besten rechtzeitig mit dem Haustierarzt.